Tischtennis: Verbände machen reinen Tisch

Saison wird für null und nichtig erklärt: keine Aufsteiger, keine Absteiger / Junioren hoffen noch

Das war’s. Wer zukünftig in den einschlägigen Internetportalen nach Resultaten der Saison 2020/2021 Ausschau halten möchte, wird keinen Erfolg haben. Denn das laufende Jahr wird aus dem Tischtenniskalender getilgt. Aus, Schluss, alle zurück auf Los. Und zwar unter Wegfall sämtlicher Bezüge. Von der angeknabberten Spielzeit bleibt diesmal nicht einmal eine Ruine stehen, wie es noch im Vorjahr der Fall gewesen war, als die Saison 2019/2020 unter Anwendung einer Quotientenregel zumindest teilweise gewertet wurde.

Denn diesmal haben Deutscher Tischtennis-Bund (DTTB) und Tischtennis-Verband Niedersachsen (TTVN) restriktiver gehandelt, was auch dem Zeitpunkt der Zwangspause geschuldet ist. Nach der Saisonunterbrechung im Herbst war zügig die Entscheidung getroffen worden, auf die Rückrunde zu verzichten und lediglich die erste Saisonhälfte abzuschließen. Doch selbst von diesem Vorhaben rückt man nun in Frankfurt respektive Hannover wieder ab. „Die Saison wird annulliert und für ungültig erklärt. Es gibt keinen Aufsteiger, keinen Absteiger, keine Relegation und keine zurückgezogenen Mannschaften“, vermeldet der TTVN. Im Klartext: „Alle Mannschaften von der Kreis- bis zur Verbandsebene erhalten in der kommenden Spielzeit 2021/2022 das Startrecht in der Liga, der sie zu Beginn der Saison 2020/21 zugehörig waren.“

Tabula rasa also, und dazu gibt es unterschiedliche Ansichten. „Ich habe schon bei der Unterbrechung in November gesagt, dass es am fairsten wäre, die Saison nicht zu werten. Aber man hätte darüber nachdenken können, ob man die Relegation spielt – und dann vielleicht mit mehr Mannschaften“, sagt beispielsweise Burghard Oestreich, der Trainer des Oberligisten SC Hemmingen-Westerfeld.

Nils Lohmann, der die erste Mannschaft des TTV 2015 Seelze als Kapitän anführt, pflichtet ihm bei. Und das, obwohl das Team vom Kanal dem Erreichen des angepeilten Etappenziels von einem halben Saisondurchlauf schon ziemlich nah gewesen ist. Von ihren zehn Gegnern in der Verbandsliga Süd haben die Seelzer schon neun zum Punktspiel getroffen. Mit dem einzigen noch ausstehenden Duell gegen den SSV Neuhaus hätten Lohmann und seine Mitspieler ihre Schäfchen bereits ins Trockene gebracht. Machbar. „Aber das hätten nicht alle geschafft“, vermutet er. „Es gibt ja auch Mannschaften, die noch nicht so oft gespielt haben wie wir.“ Seine Befürchtung hat sich daher nun bewahrheitet: „Es war zu erwarten, dass abgebrochen wird.“

Michael Junker hat die Frauen des TTK Großburgwedel für morgen erst einmal zu einer Feier eingeladen. „Um 22 Uhr steigt die Klassenerhaltsparty“, erklärt der Teammanager mit einem Schmunzeln. Unter anderem aus Ostfriesland, Litauen und Serbien werden sich dann Teilnehmerinnen einwählen und gemeinsam – wenn auch nur virtuell – ein weiteres Jahr in der 3. Bundesliga Nord begießen. Denn das hatte zuletzt am seidenen Faden gehangen, mit 0:10 Punkten war der TTKG Tabellenletzter, für den Ligaverbleib wäre im Falle einer Saisonfortführung schon ein Kraftakt notwendig gewesen. „Das ist eine vernünftige Entscheidung“, sagt Junker, „die einzige, die aus meiner Sicht Sinn macht.“ Auch die teils internationale Zusammensetzung seines Teams sowie vieler Kontrahenten zieht der Burgwedeler Funktionär dabei als ein Argument heran: „Selbst wenn hier irgendwann wieder gespielt werden dürfte – durch die Reisebeschränkungen wären viele Mannschaften trotzdem wohl nicht komplett gewesen.“

Nach dem Geschmack von Uwe Serreck, dem Pressewart des TSV Barsinghausen, ging es hingegen mit der Entscheidung nun etwas zu schnell. „Wir finden in unserem Verein den Zeitpunkt für einen Abbruch zu früh“, kritisiert er. „Eine Verlängerung der Saison bis 31. Mai hätte doch möglich sein müssen. Es wurden ja bisher auch schon andere Corona-Ausnahmen beschlossen.“

Stephan Hartung, Coach der Frauen beim MTV Engelbostel-Schulenburg, sieht es ähnlich. „Ich habe für die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt kein Verständnis“, sagt er. „Gerade wird über Lockerungen und Perspektiven diskutiert. Dass ausgerechnet jetzt abgebrochen wird, finde ich nicht gut.“

Für den Nachwuchs („in der Regel reine Meldeligen ohne Auf- und Abstieg“, TTVN) sowie die Senioren mit ihren Blockspieltagen gibt es noch Hoffnung. Hier ist für April eine finale Aussage angekündigt.

Quelle: Leine-Zeitung / 18.02.2021

Nach oben scrollen